LAOLA1 Story: Ziegl als Prototyp Rieder Nachwuchs-Arbeit

Bereits mit 15 Jahren debütierte Marcel Ziegl in der heimischen Bundesliga – am 29. November 2008 gegen Lask Linz Dieser Tag ruft bei einigen Anhängern des LASK keine schöne Erinnerungen hervor. In Ried bezogen die Linzer damals durch ein 0:1 die neunte Niederlage en suite. Dieser Tag ruft bei Anhängern der Innviertler nur schöne Erinnerungen hervor – und bei einem Spieler noch viel mehr.

Der 29. November 2008. Marcel Ziegl schrieb Geschichte Es war gegen 19:45 Uhr, als sich das Rieder Stadion nach dem entscheidenden Elfertor Herwig Drechsels in ein Tollhaus verwandelte. Marcel Ziegl stand zu diesem Zeitpunkt an der Outlinie – und schrieb wenige Momente später Geschichte. Als der Oberösterreicher für den spanischen Offensivmann Nacho eingewechselt wurde und das Spielfeld betrat, tat er das im Alter von 15 Jahren 11 Monaten und neun Tagen. Er wurde damit zum jüngsten Kicker der Bundesliga.

„Das war einfach ein Wahnsinn“, erinnert sich der heute 17-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 zurück. „Ich hatte mit dem Einsatz überhaupt nicht gerechnet, habe damals nur sporadisch bei der Kampfmannschaft mittrainiert. Als ich dann im Kader war, war das schon super. Und dann noch ins Spiel zu kommen, kurz nachdem das Tor fiel – das war das einfach ein Traum“, schildert der Teenager.

In Kammer fing es an…
Angefangen hat seine Karriere mit sechs Jahren beim SK Kammer. Schon bald ging es Schlag auf Schlag. Bei einer Sichtung des Landesverbands-Ausbildungszentrum (LAZ) Ried fiel der damalige Hauptschüler (3. Klasse) auf, wechselte ins LAZ, wenig später ins Bundesnachwuchs-Zentrum OÖ West. Er spielte für die U15, für die U17 und mit 15 auch schon für die U19.
In der Saison 2008/09 durfte der Jugendliche gelegentlich mit den Profis trainieren. Dann kam der 29. November – der Rest ist Geschichte.

Mittlerweile hat der Defensivspieler – er bevorzugt die Position im zentralen Mittelfeld – bereits 20 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel, gehört seit dieser Saison ohne Wenn und Aber zum Profi-Kader des aktuell Tabellenfünften.

„Man muss das richtig einschätzen“
„Das ist die erste Saison, die ich inklusive Vorbereitung voll dabei bin. Momentan ist jedes Spiel für mich einfach eine super Erfahrung. Egal ob ich spiele oder auf der Bank sitze“, erklärt Ziegl
. Dabei bleibt der U19-Nachwuchs-Nationalspieler aber eben bescheiden. „Man muss das einfach richtig einschätzen. Ich bin jetzt 17 und da geht das Profi-Dasein erst so richtig los. Ich habe zwar schon einige Einsätze gehabt, wirklich erreicht habe ich in dem Sinn noch nichts. Jetzt heißt es noch mehr arbeiten und noch mehr trainieren – damit es so weiter geht.“

Ziegl als Prototyp der Rieder Nachwuchsarbeit
Ziegl möchte seinen Weg weitergehen – in Ried. Der Schüler der Sport-HAK will neben seiner sportlichen auch seine schulische Ausbildung im Innviertel fertig machen. Das ist nicht nur im Sinne seiner Eltern, sondern auch von Stefan Reiter, dem Manager der Spielvereinigung. Der erklärt bei LAOLA1: „Marcel ist genau der Prototyp unserer Nachwuchsarbeit. Das was wir als Philosophie in die Akademie hineingeben, gibt er zurück. Er ist ein sehr positiver Typ, der beides verbindet – damit meine ich den Slogan unserer Akademie: „Mit Köpfchen zum Profi.“ Wir haben eine duale Ausbildung gemeinsam mit der Sport-HAK. Eine Ausbildung ist wichtig und Marcel ist das Paradebeispiel, dass beides funktioniert.“
Reiter lobt Ziegl nicht nur in höchsten Tönen („Er ist psychisch und physisch ein sehr stabiler junger Mann. Wenn er so weitermacht, kann etwas ganz Tolles entstehen“), er gibt anderen Klubs hinsichtlich des Rohdiamanten auch schon einen Rat auf den Weg.

Unmittelbare Zukunft in Ried
 „In den nächsten zwei, drei Jahren wird er sicher in Ried bleiben und seine Schule und Bundesheer absolvieren. Da braucht auch kein anderer Verein anfragen, das wäre sinnlos. Schließlich ist er auch noch nicht sportlich fertig ausgebildet.“
Ziegl schlägt in die selbe Kerbe. „Für mich war schon zum Zeitpunkt meines Wechsels zu Ried klar, dass ich hier längere Zeit bleibe. Es hat damals schon gepasst und die weitere Zeit auch. Deshalb habe ich auch nicht daran gedacht, ins Ausland zu wechseln. Ich bin in Ried super glücklich, mir geht nichts ab und momentan denke ich an nichts anders.“ Zusatz: „Das hätte für mich auch keinen Sinn gemacht, wenn ich nun schon bei Ried ganz oben bin.“

Weit im Kopf
In Ried will sich Ziegl fortan weiter verbessern. Denn er sieht sich nicht als reines Natur-Talent, sondern als jemand, der immer schon an sich gearbeitet hat. Dass er, wie Reiter auch schon erwähnte, im Kopf für sein Alter recht weit ist, beweist folgende Aussage. „Die Trainer Gludovatz/Schweitzer/Angerschmid helfen mir fußballerisch gesehen natürlich sehr viel. Die körperlichen und läuferischen Aspekte kann man aber ohnehin immer selbst verbessern.“

Traumverein ManU
Sein mittelfristiges Ziel ist ein Stammplatz bei der SV Ried. Langfristig könnte es gerne auch einmal das Ausland sein – vielleicht im Dienste seines Traumvereins? „Das ist für mich in jedem Fall Manchester United. War es schon seit jeher.“ Das historische Champions-League-Finale von 1999, dem 2:1-Sieg gegen Bayern München, hat Ziegl vage vor seinem geistigen Auge.

„So weit will ich gar nicht denken“
„Aber ich schaue es mir immer wieder gerne an, wenn es im Fernsehen gezeigt wird. Das war schon fantastisch.

Gerne schaut er sich auch das von seiner Mutter zusammengestellte Album mit den Zeitungs-Auschnitten seiner bisherigen Erfolge an. Wird irgendwann auch einmal ein Bild im ManU-Dress darin zu sehen sein? „So weit will ich gar nicht denken. Ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf Ried.“ Weise Worte eines Bundesliga-Spielers, eines 17-Jährigen.


Bernhard Kastler Quelle: www.LAOLA1.at