SVR Doc Armin Reischl im OÖNachrichten Interview

ORT. Er fiebert regelmäßig von der Betreuerbank aus mit und flüstert den Fußballern aufmunternde Worte ein, wenn sie einen Hänger haben, was ein willkommener Ausgleich zum Ordinationsalltag ist. SVR-Arzt Armin Reischl im OÖN-Interview.

OÖN: Wie wird man SVR-Arzt?
Reischl: Indem man Sportmediziner ist und selbst früher begeisterter Fußballer war. Irgendwann, vor etwa sechs Jahren, ist Physiotherapeut Peter Gebhartl auf mich zugekommen. Erst kam Sanel Kuljic, nach und nach kamen auch die anderen Spieler. Ich arbeite mit Norbert Freund zusammen. Dass eine Mannschaft von zwei Ärzten behandelt wird, ist gut und so glaube ich, in Österreich einzigartig.

OÖN: Und diese Arbeit sagt Ihnen zu?
Reischl: Auf jeden Fall, für mich ist das eine Gaudi, es taugt mir einfach von der Betreuerbank ins Spielfeld schreien zu können. Für mich ist die Arbeit mit der SVR ein willkommener Ausgleich zum Ordinationsalltag.

OÖN: Mit welchen Wehwehchen kommen die Spieler, sind sie recht wehleidig?
Reischl: Nein, das nicht. Die Spieler wollen ja zum Einsatz kommen und nehmen dafür einiges auf sich. Dann ist es mein Job, sie zu schützen. Sonst werden die Profis krank, wie jeder andere auch, bekommen Schnupfen. Sie rufen auch an, wenn beim Spiel oder Training etwas passiert, wenn sie Entzündungen oder Gelenksschmerzen haben. Es ist aber nicht nur so, dass es bei körperlichen Schmerzen bleibt. Manchmal drückt auch etwas auf die Seele.

OÖN: Das wird vermutlich auch eine Drucksache sein, was sagen Sie den Spielern, wenn sie unten durch sind?
Reischl: Ich versuche sie aufzubauen. Man muss an die Zukunft denken und daran, dass es ein nächstes Spiel gibt. Es wird besser, man muss an die Gemeinschaft denken. Nicht nach hinten sehen, immer nach vorne. Klassiker sind natürlich Derbys, dabei handelt es sich immer um einen heißen Tanz.

OÖN: Woher wissen Sie, was den Spielern weiterhilft?
Reischl: Man lernt im laufe der Zeit die unterschiedlichen Charaktere kennen, durch die ständige Arbeit mit ihnen weiß man irgendwann, wie jeder einzelne tickt. Da gibt es verschiedene Ansätze. Der eine will es ein wenig aggressiver, der andere wieder auf die sanfte Tour.

OÖN: Haben Sie einen Lieblingsspieler?
Reischl: Nein, alle sind gleich wichtig und gleich viel wert.

OÖN: Wie sehen Sie Paul Gludovatz?
Reischl: Der Pauli ist ein Burgenländer, der in den Norden gekommen ist und sich der Innviertler Mentalität angepasst hat. Er ist für die Mannschaft eine Respektsperson, die teilweise polarisiert und gekonnt einen bunten Haufen an jungen, alten und Mittelfeldspielern – vom Alter her – lenkt. Das ist ein gesunder Mix. Was in Ried immer wichtig war und immer wichtig sein wird, ist das familiäre Umfeld. Es gibt keine Haxlbeißereien und kein überhebliches Stargetue. Und es ist wichtig, dass auch in der Akademie vermittelt wird, dass man es in Ried tatsächlich zum Profi schaffen kann.

OÖN: Sie haben ja selbst einen Sohn, darf der einmal Profi werden?
Reischl: Er ist ja erst sechs Jahre alt, kickt aber schon. Jetzt geht es erstmal darum, dass er die Kugel trifft. Alles weitere muss er eines Tages selbst entscheiden?

OÖN: Sie waren selbst begeisterter Fußballspieler, wie weit haben Sie es geschafft?
Reischl: (lacht) Ich war ein verkannter Weltklasse-Spieler. Musste aber nach drei Knieoperationen mit 17 Jahren meine Karriere beenden. Ich glaube auch nicht, dass es meinen damaligen Verein noch gibt.

OÖN: Wie lange soll man aus medizinischer Sicht Fußballprofi bleiben?
Reischl: Das hängt natürlich von der Liga und mit dem damit verbundenem Tempo ab. Es ist ein Unterschied, ob man in Österreich oder Deutschland Bundesliga spielt. Letztendlich hat jeder Spieler für sich selbst Verantwortung zu tragen und muss selbst entscheiden.

OÖN: Wird Ihnen Wiggerl Drechsel abgehen?
Reischl: Er hat lange Zeit für Ried gespielt und viele Spiele mitentschieden. Der Wiggerl hat mitgeholfen, dass der Verein in dieser Form da steht. Dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, muss klar sein. Aber auch, dass die Übergangsphase für jeden schwierig ist. So ist der Fußball.


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