Präsident Hans Willminger im Laola1 Interview!

"Ehrliche, geradlinige Arbeit macht sich bezahlt"

Präsident Willminger will, dass in Ried der Sport und nicht er im Vordergrund steht Wien – Es ist gerade einmal ein gutes Monat her, da sah die Rieder Welt ganz anders aus. Die 0:3-Heimpleite zum Auftakt gegen Sturm gab den kritischen Stimmen, die die Innviertler wie jedes Jahr zum Fixabsteiger machten, neue Nahrung. Mittlerweile sind diese Stimmen nicht mehr zu hören. Es wäre angesichts der Tabellenführung auch etwas absurd.Präsident Johann Willminger kümmert diese Schwarzmalerei dagegen schon lange nicht mehr. Der 53-Jährige arbeitet lieber im Hintergrund daran, dass sein Klub die Kritiker auch die nächsten Jahre eines Besseren belehrt. Im LAOLA1-Interview spricht Willminger über das Phänomen Ried, das Chaos beim Lokalrivalen und warum er lieber im Hintergrund agiert.

LAOLA1: Herr Willminger, wie gern schauen Sie derzeit auf die Tabelle?
Johann Willminger: Es ist natürlich derzeit ein schöner Anblick, aber auch nur eine Momentaufnahme.

LAOLA1: Nach dem 0:3-Auftakt gegen Sturm hätte man Ried wohl eher am Ende der Tabelle erwartet. Waren Sie schon leicht beunruhigt?
Willminger: Nein, ich bin schon zu lange im Fußball dabei. Ich weiß, so wie jedes Jahr, dass ich mich auf die handelnden Personen verlassen kann. Und das hat sich auch jetzt wieder bewahrheitet.

LAOLA1: Ried wird ja jedes Jahr als heißer Abstiegskandidat gehandelt. Berührt das den Verein eigentlich noch?
Willminger: Nein, da wir das für die so genannten Experten immer sein werden. Wir haben einfach ein so kleines Budget, dass man nicht davon ausgehen kann, jedes Jahr gut abzuschneiden. Man hat ja keine Garantie, dass man sich von Rückschlägen so gut erholt, wie wir uns aktuell.

LAOLA1: Ried war Cupsieger, Vizemeister und macht unaufgeregt gute Arbeit. Ist ihr Verein ein Vorzeigeklub?
Willminger: Uns freut natürlich, dass wir eine Art Vorzeigeklub sind. Wir haben immer mehr erreicht, als unser Budget erwarten lässt. Wenn es nur nach den finanziellen Mitteln ginge, müssten wir jedes Jahr ganz unten sein.

LAOLA1: Man versucht Erfolg und Misserfolg immer zu erklären. Was ist das Erfolgsgeheimnis von Ried?
Willminger: Es gibt natürlich ein Erfolgsgeheimnis, aber das verraten wir nicht (lacht). Nein, im Ernst: Jeder Mitarbeiter opfert sich jeden Tag auf und steht voll hinter dem Verein. Unsere ehrliche und geradlinige Arbeit macht sich bezahlt.

LAOLA1: Ist Kontinuität das Zauberwort?
Willminger: Natürlich. In Ried geht es ja auch nur um ein paar Personen. Und diese Personen müssen sich blind verstehen. Nur dann wird auch gute Arbeit geleistet.

LAOLA1: Beim Lokalrivalen LASK stellt sich die Situation etwas anders dar. Kontinuität fehlt, genauso wie der sportliche Erfolg. Wie verfolgen Sie die Geschehnisse in Linz?
Willminger: Ich verfolge die Geschehnisse natürlich sehr genau. Zum Lachen ist mir dabei aber nicht zumute. Mir wäre es ja viel lieber, wenn der Lokalrivale erfolgreich wäre. Aber ich bin mir sicher, dass der LASK wieder stärker wird. Derzeit ist das ein ziemliches Desaster.

LAOLA1: Sie tauchen in der Öffentlichkeit deutlich weniger auf, als ihr Kollege aus Linz. Scheuen Sie die Öffentlichkeit ein wenig?
Willminger: Nein, ganz und gar nicht. Aber ich will nicht im Vordergrund stehen. Mir ist es lieber, wenn der Sport im Vordergrund steht. Und das funktioniert bei uns recht gut. Es sollen die Mannschaft, unser Trainer und Manager Reiter Priorität haben. Das Sportliche ist für den Zuschauer immer wichtiger, als das Wirtschaftliche. Der Fan will Fußball sehen und nicht ständig hören, wie man das Geld auftreibt. Dabei müssen wir uns permanent die Füße ausreißen, um überhaupt in der Bundesliga spielen zu können.

LAOLA1: Sportlich läuft es dafür sehr gut. Ist mit dem Cupsieg 1998 und dem Vizemeister-Titel 2007 alles erreicht, was zu erreichen ist?
Willminger: Naja, den Cup kann man grundsätzlich jedes Jahr gewinnen, auch wenn das natürlich äußerst schwer ist. Aber den Vizemeister-Titel kann man im Grunde nicht toppen. Das wissen wir alle und damit können wir auch gut leben. Entscheidend ist für uns aber die Weiterentwicklung.

LAOLA1: Was sind die konkreten Ziele von Ried für die Zukunft?
Willminger: Wir wollen weiter gute Spieler herausbringen, sie an die Bundesliga heranführen und in die Mannschaft einbauen. Natürlich geht das nicht ganz ohne Routiniers. Aber unser Ziel bleibt die gesamte Weiterentwicklung im Verein. Die vorderen Plätze sind für uns schwer zu erreichen. Wir wollen unseren Fans, die zum Glück sehr zahlreich erscheinen, zu Hause Offensiv-Fußball bieten – das wäre mir noch ein Anliegen.


Das Interview führte Kurt Vierthaler – http://www.laola1.at/