Stefan Reiter im laola1 Interview

Ried-Manager Reiter wurde auf der Suche nach einem Gebauer-Ersatz fündig

Wien – Es war eine Punktlandung.

Eine halbe Stunde vor Ende der Transferzeit konnte sich die SV Ried mit dem Hamburger SV einigen. Wolfgang Hesl wird von den Deutschen ausgeliehen und ersetzt den verletzten Thomas Gebauer im Tor der Innviertler. Im LAOLA1-Interview erklärt SVR-Manager Stefan Reiter, warum die Wahl auf den 24-Jährigen gefallen ist und wann er mit Gebauers Comeback rechnet.

LAOLA1: Mit welchen Anforderungen sind Sie in die Tormann-Suche gegangen?
Stefan Reiter: Der Trainer hat grundsätzlich gesagt, dass es eher ein jüngerer Tormann sein sollte. Am österreichischen Markt hat es nur zwei gegeben, die gepasst hätten. Das war Robert Almer, der nicht mehr der Jüngste ist. Das hat sich aber am Sonntag bereits erledigt gehabt, die Austria hat ihn uns einfach nicht gegeben, was wir akzeptieren müssen. Der zweite war Michael Zaglmair, der vom Alter her auch interessant gewesen wäre.

LAOLA1: Er wurde letztlich aber doch nicht verpflichtet.
Reiter: Man muss versuchen, das Bestmögliche zu machen. Ich will jetzt nicht sagen, wir hätten irgendjemanden nicht genommen, weil er zu schwach ist. Aber wir wollten alle Möglichkeiten durchgehen. Also haben wir uns auch am internationalen Markt umgesehen.

LAOLA1: Welche Möglichkeiten haben sich ergeben?
Reiter: Für mich war etwas überraschend, dass sich am Montag in der Früh sehr, sehr viele vertragslose Torhüter gemeldet haben. Dann mussten wir entscheiden, was wir machen. Es gibt auch genügend Spieler, die unter Vertrag stehen, die die Vereine aber auch hergeben. Doch diese Torhüter kann man sich alle nicht mehr anschauen. Und teilweise gibt es nicht viele Informationen. Vertragslose Torhüter kann man nach dem 31. August hingegen auch noch verpflichten. Also haben wir in Richtung Vertragslose tendiert.

LAOLA1: Dennoch haben Sie sich für einen unter Vertrag stehenden Goalie entschieden.
Reiter: Ich habe freilich auch weiterhin Informationen über Torhüter, die bei anderen Vereinen einen laufenden Vertrag haben, gesammelt. So bin ich relativ schnell auf Wolfgang Hesl gestoßen. Ich habe mich sehr genau erkundigt, auch mit Dietmar Beiersdorfer und anderen Personen, die mich aus Deutschland mit Tipps versorgen, gesprochen. Wir haben auch schon am Montag um ihn angefragt. Da hat es aber geheißen: „Eigentlich nicht.“

LAOLA1: Wie ging es weiter?
Reiter: Im Laufe des Dienstags habe ich mich dann wieder eher auf die Vertragslosen konzentriert und zu sondieren begonnen. Ich habe auch schon einige Torhüter angerufen, ob sie bei uns einmal vorbei schauen können. Am späteren Nachmittag habe ich einen Anruf bekommen, dass es doch eine Möglichkeit mit Hesl gibt. Daraufhin habe ich alles andere liegen gelassen und am Transfer Hesl gearbeitet. Das hat von 16 Uhr bis 23:30 Uhr gedauert. Es ist nicht so einfach, am letzten Drücker noch einen internationalen Transfer zu machen.

LAOLA1: Ist Wolfgang Hesl schon in Ried?
Reiter: Er ist unterwegs und wird am Mittwoch-Nachmittag sein erstes Training in Ried absolvieren.

LAOLA1: Wie sieht die Einigung mit dem HSV aus?
Reiter: Wir haben ihn für ein Jahr ausgeliehen. Er kostet keine Leihgebühr.

LAOLA1: Teilen sich Ried und der HSV das Gehalt?
Reiter: Es passt für uns wirtschaftlich. Dafür muss ich mich auch beim HSV bedanken. Näher will ich darauf aber nicht eingehen.

LAOLA1: Ist Hesl nun die klare Nummer eins im Innviertel?
Reiter: Nein. Das wäre ein Vorgriff, der auch mir nicht zusteht. Das ist Sache des Trainers. Hubert Auer hat immer verlässlich gearbeitet und gegen Kapfenberg eine gute Leistung gebracht. Wir wollten einen zweiten Profi-Torhüter. Den haben wir gefunden. Jetzt lassen wir die Dinge auf uns zukommen.

LAOLA1: Apropos Kapfenberg: Hat es Sie ermutigt, dass mit Raphael Wolf bereits ein ehemaliger HSV-Tormann starke Leistungen in Österreich zeigt?
Reiter: Das war nicht der Gedanke, den ich hatte. Anschließend ist mir das auch eingefallen. Nach meinem Wissensstand war Hesl beim HSV immer ganz klar vor Wolf. Obwohl Wolf hundertprozentig zu den starken Goalies in Österreich gehört.

LAOLA1: Wie sieht nun Thomas Gebauers Fahrplan aus? Wann rechnen Sie wieder mit ihm?
Reiter: Am kommenden Mittwoch wird er operiert. Das geht aufgrund der Schwellung nicht früher. Wir hatten schon einige Spieler mit Kreuzbandrissen – da gibt es verschiedene Heilungsprozess-Zeiten, die zwischen vier und zwölf Monaten liegen. Der Heilungsprozess hat drei Schwerpunkte:
Erstens: Die Operation muss funktionieren. Das hat aber immer geklappt, da haben wir hundertprozentiges Vertrauen.
Zweitens muss der Spieler die Therapie perfekt machen. Auch da haben wir in unser Team von Physiotherapeuten uneingeschränktes Vertrauen.
Drittens muss die Psyche stark sein. Da habe ich die größte Hoffnung. Thomas ist psychisch so stark, dass er sagt: „Okay, das ist passiert, abgehakt. Ich kann nicht jammern, das bringt nichts.“ So ein Typ ist er. Es ist schwierig, eine Deadline festzulegen.

LAOLA1: Versuchen Sie es trotzdem…
Reiter: Wir werden Ende Jänner wie jedes Jahr ins Trainingslager in die Türkei fliegen. Da sollte er voll dabei sein.

LAOLA1: Sie wollten auch noch einen Stürmer verpflichten. Ist dieses Vorhaben an Gebauers Verletzung gescheitert?
Reiter: Es hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich muss aber auch ganz offen sagen, dass ich niemanden ante portas gehabt habe.


Das Gespräch führte Harald Prantl / www.laola1.at